Die Politische Großwetterlage im Jahre 215 v.u.Z.

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Ptolemäerreich (= Ägypten):

Seit sechs Jahren herrscht Ptolemaios IV. Philopator, Sohn des Ptolemaios III. Euergetes. Die Ptolemäer-Dynastie beherrscht Ägypten bereits seit dem Tode Alexanders 323, also seit 108 Jahren. Vor zwei Jahren wurde durch die Schlacht bei Raphia der Vierte Syrische Krieg gegen den östlichen Nachbarn, das Seleukidenreich (= Persien), erfolgreich beendet. Da gerade die Ägypter bei dieser Schlacht wichtig für den Erfolg der Ptolemäer waren, gab das deren nationalistischer Bewegung Auftrieb. Man muß bedenken, daß auch die Ptolemäer natürlich nur Fremdherrscher sind, auch wenn Alexander 331 zunächst als Befreier von der persischen Fremdherrschaft angesehen wurde.
Im Hannibalischen Krieg der Römer gegen die Karthager bleiben die Ptolemäer neutral.

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Seleukidenreich (= Persien):

Den östlichen Nachbarn der Ptolemäer beherrscht seit acht Jahren Antiochos III. Zur Zeit hat Antiochos noch einige innenpolitische Probleme mit anderen berechtigten oder unberechtigten Thronanwärtern, und vor zwei Jahren erlitt er im Krieg gegen die Ptolemäer eine schwere Niederlage. Aber trotzdem plant Antiochos bereits seinen Indienzug, der ihm später den Namen 'Der Große' einbringen wird.
An den Ereignissen im Westen sind die Seleukiden zur Zeit scheinbar recht uninteressiert.

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Makedonien:

Makedonien ist das ursprüngliche Herrschaftsgebiet Alexanders gewesen und die Gründer der Seleukiden-Dynastie und der Ptolemäer-Dynastie stammen ebenfalls aus Makedonien. Nun ist es eines der hellenistischen Großreiche dieser Zeit und beherrscht Teile der nördlichen Ägäis und Griechenlands. Auch dieses Reich ist Nachbar der Seleukiden.
Seit sechs Jahren herrscht Philipp V. Gerade hat er ein Bündnis mit Hannibal, dem Feldherr der Karthager, geschlossen, der den Krieg gegen die Römer anführt. In Griechenland, dessen Stadtstaaten und Staatenbünde untereinander zerstritten und oft mit den Makedonen und ihrer Ober-Herrschaft unzufrieden sind, braut sich schon einiges zusammen, was bald die Römer auf den Plan rufen wird - und zum ersten Makedonischen Krieg führt.
Und durch Philipps Charakterfehler - seinen Geiz und seine Zahlungsunwilligkeit - werden die Makedonen den Römern unterliegen.

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Karthago:

Vor drei Jahren begann der Hannibalische, bzw. Zweite Punische Krieg gegen die Römer. Und es sieht für die Karthager unter dem Feldherrn Hannibal nicht übel aus, auch wenn sich das in 13 Jahren noch etwas ändern wird.
Die Karthager sind die westlichen Nachbarn der Ptolemäer, außerdem stehen sie in regem Kontakt mit ihrer Mutterstadt Tyros, einer unabhängigen phönikischen Stadt im Einflußbereich der Seleukiden. Insbesondere durch ihre Finanzkraft stellen sie einen Machtfaktor im Mittelmeer dar, außerdem gibt es im ganzen westlichen Mittelmeer karthagische Niederlassungen.

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ROM:

Wir schreiben das Jahr 539 seit Gründung der Stadt, die beiden Consuln des Jahres heißen Ti. Sempronius und L. Postumius. Vor drei Jahren hat sich Hannibal auf den Weg über die Alpen gemacht und zieht mit seinem riesigen Heer nun durch Italien.
Seit einigen Jahren interessiert sich die römische Republik auch für ihre östlichen Nachbarn und unterhält Kontakt zu den hellenistischen Staaten. Eine eigentliche römische oder lateinische Hochkultur gibt es nicht, schon die Etrusker liebäugelten mit der griechischen Kultur und auch heute noch ist der gebildete Römer selbstverständlich des Griechischen mächtig, liest und schreibt Griechisch.

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ALEXANDRIA:

Im Jahre 331 von Alexander dem Großen gegründet ist und bleibt Alexandria immer eine griechische Stadt. Nicht umsonst wird sie offiziell 'Alexandria bei Ägypten' genannt. Sie ist Sitz der ptolemäischen Könige und durch ihre Lage eine prosperierende Handelsstadt.
Wie für jede griechische Stadt gilt auch für Alexandria:

a) Die Bürger verwalten sich selbst. In einer Königsstadt führt das allerdings regelmäßig zu Konflikten mit der übergeordneten hierarchischen Struktur, denn die ptolemäischen Könige verstehen sich nicht nur als Pharaonen der Ägypter, sondern auch als Könige der Griechen und Makedonen in ihrem Reich.

b) Der Stadtgründer, bzw. seine Überreste, sind sehr wichtig für die Stadt und ihre Bewohner. Man schuldet und leistet einem Oikisten nahezu göttliche Ehren, und im Gegensatz zu der sonstigen antiken Gepflogenheit wird das Grab des Stadtgründers in der Stadt an einem zentralen Ort errichtet.

Vor kurzem hat Ptolemaios IV. Philopator ein neues Grabmal für Alexanders Leichnam errichten lassen und ihn dorthin umgebettet. Nun liegt er, vereinigt mit den vergöttlichten Ptolemäern, auf dem Palastgelände, aber selbstverständlich ist der Besuch des Grabmales tagsüber allen erlaubt. Es gibt Alexander-Priester, die für den Vollzug des Kultus sorgen und auch dafür, daß die Ahnen des Ptolemaios die ihnen zustehenden Ehren erhalten.
Ptolemaios IV. Philopator sitzt zwar fest auf dem Thron, aber es beginnt schon zu kriseln in seinem Palast. Die verschiedenen Parteien sind bemüht, sich eine Machtbasis zu verschaffen, auch wenn sie natürlich immer darauf achten, in diesen Bestrebungen nicht zu auffällig zu werden.

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© Bettina Lege (Kontakt) 1999 / 2024,
unter Verwendung eines gemeinfreien Fotos einer Gold-Oktadrachme von Ptolemaios IV. (Details),
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